Freiluftfestspiele
Die wahre Geschichte der Neukirchner Sommerfreiluftfestspiele
Bereits im Jahr 1993 sinnierten Uli Brée und Charly Rabanser in der Wiener „Kulisse“ über ein Sommerspektakel. Ins Auge gefasst wurde zu dem Zeitpunkt ein „Winnetou“ der besonderen Art (später als „Der Schuh des Manitou“ in diversen Kinos zu sehen. Es muss uns seinerzeit jemand belauscht haben!).
I Stangl, der Wiener Kabarettist dessen Glatze von zwei abstehenden roten Haarbüscheln umrandet wird, bot sich sogleich als N’totschi (Winnetous Schwester) an. Das ließ uns dann von dieser Idee Abstand nehmen.
Es sollte allerdings noch bis 1996 dauern, bis Nägel mit Köpfen gemacht werden konnten. Ausschlaggebend für den ersten Schritt war die Zuerkennung des „Tobi Reiser Preises“ für die Theatergruppe m2-Kulturexpress, der mit S 50.000 dotiert war.
Das Startkapital, damals dachten wir noch, dass mit dieser Summe ein Auslangen zu finden wäre, motivierte die Macher. Das waren: Brée, Rabanser und der Hauptschullehrer und in den Sommermonaten oft allein vor der Leinwand sitzende und die vehement geforderten „Fuzzy“ Filme verfolgende Kinoverantwortliche Hubert Kirchner. Ein Organistionsgenie, ein Mann, ohne den das Werkl mittlerweile finanziell versandet wäre. Aber: „Hubi makes the world go around“!
Und so fanden im Juli die ersten Sommerfreiluftfestspiele in der Premisau statt.
„Robin Hood“, geschrieben und in Szene gesetzt von Uli Brée, stand am Spielplan. In der Hauptrolle agierte ein Profi – Andreas Moldaschl. Die anderen Rollen wurden mit einheimischen, theaterbesessenen Laien besetzt. Dr. Michael Neumayer, der hiesige Veterinär, der den Sheriff von Nottingham verkörpern sollte, verletzte sich kurz vor der Première bei einem berufsbedingten Einsatz mit seinem Motorrad und musste durch Reinhard Tötschinger, einen Profi aus der Bundeshauptstadt, ersetzt werden. Dr. Beatrix Neumayer hüllte die Darsteller in phantasievoll gestaltete Lederkostüme.
Die Reitschule Gantner stellte den unverzichtbaren Untersatz für die actiongeladenen Reitszenen, Franz Dorfner komponierte die Musik, die Marktgemeinde Neukirchen half mit die Bauten zu realisieren, der Bürgermeister karikierte sich grandios, über den Platz radelnd, selbst, der Kutscher „Go“ Kreidl lernte das harte Leben eines Stars kennen, er konnte sich kaum der bundesdeutschen Groupies erwehren, die Wirte des Ortes fanden Gefallen am Treiben und Trinken der Besucher nach dem Spiel und die Verpächterin des Geländes, „Premis“ Mitzi, machte das Geschäft ihres Lebens. Sie war jedoch die einzige, bei der der unerwartete Erfolg, über 7000 Besucher hatten die 17 Vorstellungen des Spektakel verfolgt, negative Auswirkungen zeitigte. In Dagobert Duck’scher Manier, verlangte sie plötzlich statt der ausgemachten 10.000 Schillinge Pacht pro Spielsaison – wir hatten ihr 15.000 S gegeben, weil wir uns so über den Erfolg gefreut hatten – 5000 Schillinge pro Vorstellung.
Dieses auf den ersten Blick fast nicht abzulehnende Angebot zwang uns aber bei genauerer Betrachtung die Premis Au fluchtartig zu verlassen. Nach langem Suchen, wir besichtigten zahllose Locations, entdeckten wir, allerdings erst auf den zweiten Blick, die neue Spielstätte in der Dürnbachau.
Viel Arbeit wartete auf uns. Das Gelände wurde vom Eigentümer Walter Keil in einen bespielbaren Zustand gebracht, die Burg von der Premis- in die Dürnbachau transportiert, Wege angelegt, die Tribüne neu aufgebaut und, und, und….
Egal, im Juni waren die Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen und das Spiel konnte auf’s Neue beginnen. Wieder „Robin Hood“, wieder mit Andi Moldaschl, wieder mit Gantners Gäulen, wieder mit Brandy, Hypo, Denggei, Nathalie, Go und all den anderen.
Nein, falsch! Nicht alle waren wieder dabei. Neumayer Michael war von seinen letztjährigen Verletzungen genesen und ersetzte Reinhard Tötschinger als Sheriff von Nottingham. Und Uli Brée stand „Gewehr bei Fuß“, er ließ sich für den eventuellen Einsatz sogar einen Bart wachsen. Charly hatte sich nämlich vier Wochen vor Spielbeginn auf dem Gerlospass mit seinem „Astra“ in eine Schlucht gestürzt und es war nicht sicher war, ob er spielen wird können. Er spielte dann doch, ließ Uli am „Reservebankerl“.
Trotzdem stürmten über 6000 Zuseher die nicht vorhandenen Drehkreuze.
Erfolg verpflichtet! So auch uns! 1998 schickte Uli Brée Alexandre Dumas „3 Musketiere“ auf eine Zeitreise, in der aus zwei Musketieren letztendlich vier wurden.
Die Geschichte war spannend, lustig, abwechslungsreich und wurde wiederum zwei Jahre gespielt.
Andreas Moldaschl, Claudia Buser und vor allem Starkabarettistin Andrea Händler waren der professionelle Aufputz des Erfolgs. Giovanni Lottspeich, seines Zeichens Fechttrainer in der Südstadt, führte uns in die Kunst des „Feine-Klinge-Führens“ ein, der Bauhof setzte Rabansers Ideen um, Dorfners Klänge verzauberten wiederum die Besucher und Walter Egger, der sich bei der Generalprobe seine rechte Hand gebrochen hatte und über Nacht seine Degenkünste von rechts auf links umstellen musste, eroberte durch diese Fertigkeit die Herzen der weiblichen Zuseher.
Auch sollte den Zusehern mehr Komfort geboten werden. Eine neue überdachte Tribüne wurde für den zu erwartenden Ansturm gebaut. 15000 Zuseher in zwei Jahren sprechen für sich.
Im ausgehenden und beginnenden Jahrtausend stand „Dracula“ am Spielplan.
Uli Brée schrieb wiederum das Buch, inszenierte und stand als Graf Dracula an der Seite von Gräfin Dracula, Andrea Händler. Massenbesuch im ersten Jahr war vorprogrammiert. Ulis Vater, Willi Brée, eroberte die Gunst des Publikums mit seiner „Rolltonne“ als Opa Dracula. Pferde hatten ausgedient, Motoren traten an ihre Stelle. Julian Schneider baute sensationelle Fahrzeuge und fuhr mit Valentin Rabanser nach Brées Anweisungen atemberaubende Stunts.
Ab jetzt galt es „dabei zu sein“, beim Sommerspektakel. 9000 Zuseher ließen sich die Darbietungen nicht entgehen. Neuer Rekord!
Dieser Ansturm verleitete uns die alte, unbequeme Tribüne durch eine neue, komfortable zu ersetzen. Der finanzielle Einsatz (über 1 Mio. S) war enorm, doch durch das Verhandlungsgeschick unseres Organisationsleiters und „Finanzministers“ Hubert Kirchner getrauten wir uns auch über diesen „Brocken“. Leider war der Besuch im zweiten Jahr enttäuschend. „Nur“ 6000 Zuseher verfolgten das komisch-blutige Geschehen.
2002 war ein großer Einschnitt! Erstmals schrieb nicht Uli Brée das Buch, erstmals inszenierte unser Erfolgsgarant nicht. Er hatte sich eine Auszeit genommen, weil er zeitgleich in Deutschland ein Musical für die Firma „Steiff“ zum 100 jährigen Geburtstag des allseits bekannten Teddybären geschrieben und inszeniert hatte. Andrea Händlers Absenz war darin begründet, dass sie mit ihrem Franz, dessen Weg sich mit dem von Andrea in Neukirchen bei den Spielen gekreuzt hatte, den Hausstand gründete, also eine Wohnung, ein Nest, ausstattete.
An Ulis Stelle rückte sein langjähriger Freund, Wegbegleiter, Co-Autor …… Rupert Henning! Mit ihm kam auch die bekannte Josefstädter Schauspielerin Mercedes Echerer, seine Lebensgefährtin, nach Neukirchen.
Henning machte aus der Cervant’schen Vorlage eine zu Herzen gehende Geschichte, so manche Träne zierte harte Männergesichter, der es aber auch nicht an Humor fehlte.
Die Poesie hatte Einzug gehalten in der rauen Gebirgswelt des Nationalpark Hohe Tauern.
Abschließend sei zu bemerken, dass all das bisher Geschehene nicht durchzuführen gewesen wäre, wenn nicht viele gute Geister vor und hinter der Bühne Hand angelegt hätten, wenn nicht so viele, vor allem einheimische Betriebe, Geld dafür locker gemacht hätten, wenn nicht die Gemeinde dahinterstünde, wenn nicht ……
Um niemanden zu vergessen, der sein Schärflein zum Gelingen beigetragen hat, es würde eine schier endlos lange Liste ergeben, würde jeder einzelne hier aufgelistet, breche ich an dieser Stelle ab und bitte gleichzeitig jeden wieder tatkräftig mitzuarbeiten.
Die Spiele sind eine Chance für Neukirchen, für die Region, für jeden, der mitarbeitet.
Das Miteinander ist unsere Stärke!
charly rabanser
Ja, das war die Story bis 2002. Lustiges, Interessantes, Visionäres – „wos hoaßt der Schoaß iatz wieder“? – egal. Fortsetzung folgt….
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